Mobil in die hybride Zukunft

Herwig Krummer
Über den Autor: Herwig Krummer

Herwig Kummer ist Leiter Personalmanagement beim ÖAMTC. Nach seinem Studienabschluss an der Universität Wien startete er seine beachtliche Karriere in der Personalberatung und wechselte in die Personalentwicklung bei T-Systems, wo er kurz darauf die Leitung der T-Systems Academy übernahm. Seit 2003 arbeitet er im Personalmanagement des ÖAMTC, wo er anfangs den Bereich Personalentwicklung und später zusätzlich das Recruiting verantwortete. 2020 übernahm er die Leitung der Abteilung. Mit seiner vielfältigen Erfahrung im Personalmanagement, vor allem in der Organisations- und Personalentwicklung, realisiert er innovative und wirkungsvolle Lösungen. Nebenberuflich engagiert er sich in der Aus- und Weiterbildung von angehenden HR-Kolleg*innen im universitären und privaten Umfeld. Er ist Mitbegründer des CorporateCultureCamp in Hamburg sowie Initiator der Corporate Learning Community Österreich. Unter dem Motto "Personalarbeit geht besser" publiziert er regelmäßig Beiträge auf seinem Blog www.personaleum.at.

Published on : 03.05.21
  • „Wertschätzung und Achtsamkeit sind Grundlagen einer gelungenen Kollaboration.“ Wir sprachen mit Herwig Kummer, Leiter Personalmanagement beim ÖAMTC, über die neuen Arbeitswelten, Arbeitsmotivation im Homeoffice und darüber, was es braucht, die eigenen Mitglieder in einer Pandemie mobil zu halten.

     

    Herwig Kummer ist Leiter Personalmanagement beim ÖAMTC

    Sodexo: Egal ob mit oder ohne Lockdown, in einem Büro, im Homeoffice oder an einem Produktionsort – wir alle verbringen sehr viel Zeit an unserem Arbeitsplatz. Das hat einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität jedes Einzelnen. Sodexo hat sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensqualität von Menschen am Arbeitsplatz – egal wo der auch immer sein mag – kontinuierlich zu verbessern. Wie definieren Sie denn für sich Lebensqualität?

    Herwig Kummer: Qualität heißt ja Beschaffenheit – damit ist die Lebensqualität für mich, wie sehr ich meine aktuellen Lebensumstände, und damit auch mein Arbeitsumfeld, positiv betrachte. Ich er-lebe das, was ich gerne habe, und lebe so, wie ich es mag. Das liegt aber immer im Auge des Betrachters. Und damit müssen sich Arbeitsumgebungen auch an Bedürfnissen und Vorstellungen der Mitarbeitenden orientieren.

    Sodexo: Schon lange vor Covid-19 haben sich unterschiedliche Mega-Trends in Bezug auf einen Wandel in der Arbeitswelt abgezeichnet. Dann kam die Pandemie mit allen Begleitumständen wie Hygienevorschriften oder Lockdown und einem enormen Einfluss auf die Arbeitswelt. Welche Mega-Trends sehen Sie als immer noch relevant, welche Mikro-Trends haben sich entwickelt?

    Herwig Kummer: Ein Megatrend ist sicher die Virtualisierung der Arbeit – schon längere Zeit digitalisieren wir Dokumente. Seit kurzem, gerade im letzten Jahr und manche nicht immer freiwillig, virtualisieren wir Kommunikation. Heute ist Papier das neue Premium, in Zukunft werden persönliche Treffen vielleicht das neue Premium sein. Was wir sicher noch entwickeln müssen, ist die Fähigkeit, beide Welten – digital wie analog – bestmöglich und für die jeweilige Situation passend zu kombinieren. Die Zukunft wird sicher hybrid gestaltet sein.

    Sodexo: Vieles in unserer Arbeitswelt hat sich in den letzten Monaten rapid und teilweise radikal geändert. Welche Faktoren beeinflussen heute die Arbeitsmotivation und wie kann man als Arbeitgeber hier positive Beiträge leisten?

    ÖAMTC Zentrale
    Foto von Toni Rappersberger

    Herwig Kummer: Motivation kommt immer stärker aus Arbeitsinhalten und einem freundlichen Arbeitsumfeld, wie zum Beispiel durch Kolleginnen und Kollegen oder Führung – und immer weniger aus Geld und Status. Wenn die eigene Aufgabe als sinnvoll gesehen wird und man sich als Teil eines guten Teams sieht, setzt dies unglaubliche Energien frei. Diesen Teamspirit ausleben zu können und Gestaltungsmöglichkeiten in den eigenen Aufgaben zu haben, ist da entscheidend.

    Sodexo: Was bedeutet Selbstregulation in diesem Zusammenhang und was hat sich hier seit Covid-19 verändert?

    Herwig Kummer: Selbstregulation heißt, dass sich manche Dinge „von selbst“ regeln, wenn man Vertrauen dafür aufbringt. Das heißt, nicht immer braucht es Regeln und Normen, Maßnahmen und enge Kontrollzyklen. Gerade in Krisenzeiten sind in vielen Unternehmen bekannte Freigabe- und Kontrollzyklen weggefallen, und es hat auch funktioniert, manchmal sogar besser. Plötzlich haben sogar Skeptiker erkannt, dass auch im Homeoffice „wirklich was gearbeitet“ wird. Kolleginnen und Kollegen haben sich auch selbst organisieren können, wenn´s drauf ankommt. Dennoch bedeutet das nicht, dass wir auf Führung komplett verzichten können. Es braucht einen guten, klar gesteckten Rahmen für Selbstregulation.

    Sodexo: Welche „weiche Faktoren“ wie Wertschätzung und Achtsamkeit werden nachhaltig auch nach der Krise wichtig bleiben oder neu in unseren Fokus treten?

    Herwig Kummer: Wertschätzung und Achtsamkeit sind Grundlagen einer gelungenen Kollaboration – und das war auch vor der Krise schon so.

    Sodexo: Wie hat sich bzw. muss sich Führung verändern, wenn immer mehr Mitarbeitende dezentral arbeiten?

    Herwig Kummer: Führung kann sich in der Dezentralität immer weniger durch Alltagsroutinen beschränken. Führung bedeutet, das große Ganze erkennbar zu machen, glaubhafte Zukunftsperspektiven aufzuzeigen und passende Plätze bei der Umsetzung anzubieten. Dahinter stehen viel Interaktion und Dialog – sowohl online als auch face-to-face.

    Sodexo: Wie ist der ÖAMTC seit dem Ausbruch der Pandemie mit dem Thema Homeoffice umgegangen? Wie hat sich das auf Ihre Unternehmenskultur ausgewirkt bzw. wie haben Sie es geschafft, diese weiterhin aufrechtzuhalten und zu leben?

    amtc-Zentrale
    ÖAMTC Zentrale
    Foto von Toni Rappersberger

    Herwig Kummer: Alle, deren Tätigkeiten dies zugelassen haben, waren binnen drei Tagen topausgestattet im Homeoffice. Und ich meine wirklich alle. So arbeiten zum Beispiel mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen des CallCenters seit fast einem Jahr von zu Hause aus. Abgesehen davon, dass ihnen der direkte Austausch mit den unmittelbaren Kollegen fehlt, geht es ihnen dennoch gut. Das haben sie uns auch kürzlich in einer neulichen Stimmungsabfrage bestätigt. Wichtig dafür war, dass wir ständig in Kontakt geblieben sind, unmittelbar und umfassend über alles informiert haben und Führungskräfte sich um den aktiven, auch persönlichen Kontakt bemüht haben. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen sehr gut, wofür sie arbeiten: um unsere Mitglieder, auch und gerade in schwierigen Zeiten, mobil zu halten. Das spornt an – und es ist ein schönes Gefühl, beim Club zu sein.

    Dieses Interview wurde erstmals in Sodexos Whitepaper „Arbeitswelten“ veröffentlicht. Die gesamte Publikation können Sie hier downloaden.

     

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